Wednesday, March 3, 2010

Was ist nur mit mir geschehen???

Es sind ja hier sicher noch einige dabei, die mich noch aus dem Weltreiseblog bei Brigitte kennen. Das war vor vier Jahren. Da habe ich den ganzen Tag geschrieben, und in den Kommentaren Schlachten ausgefuehrt. Heute traue ich mich kaum noch, im Buero mal einen Moment ins Internet zu gehen, weil jetzt alles anders ist. (E. bemerkt G. gegenueber, dass ich immer bla bla bla, und G., die zwar keine "offizielle" Autoritaet ueber mich hat, aber auf gewisse Weise doch, schwer zu erklaeren unsere komischen Strukturen hat jetzt so eine neue subtile Handhabe, sagt: "Ach hsm, du hast ja nicht viel zu tun, dann MACH MIR MAL DIESE ABLAGE, UND MACH KOPIEN VON DIESEM STAPEL AKTEN", oder was auch immer. IMMER ist es eine Dreckarbeit. Nie heisst es "ach, hsm, du bist sicher unterfordert, dir traue ich mehr zu, und gibt mir dann was intelligentes, was mich wachsen lassen wuerde. Nein, immer eine Dreckarbeit, so als waere ich ein dummes Schulkind, das einen Sommerjob macht.

Diese subtile Gaengelung macht mich krank. Waehrend Frau Z. den ganzen Tag Huehner-gackert bei voller Lautstaerke, und das auch noch ermutigt wird, nicht nur geduldet. Dieselben Leute, mit denen ich frueher zusammen mal ueber irgendwelchen Firmenscheiss oder Kollegen ablaestern konnte, TRAUEN SICH DAS JETZT NICHT MEHR. Ich sage was Ablaesterndes, Freches, Lustiges, und es kommt nur betretenes Schweigen, oder eine Zurechtweisung. Die Arbeit, die ich mache, koennte sehr wohl auf die Haelfte der Zeit compressed (deutsch??) werden. Aber ich muss die Zeit absitzen. Weil es nun mal feste Arbeitszeiten sind, und ich nicht sagen kann "so, das habe ich jetzt in 3 Stunden hinbekommen, jetzt gehe ich heim, fuer's selbe Gehalt".

Und kann mich noch nicht mal zur Unterhaltung ablenken. Und man kann mit niemandem normal reden. Wenn ich merken lasse, dass ich eigentlich mehr Zeit haette, dann bekomme ich sofort eine Dreckarbeit aufgebrummt, wie ein dummes Kind. Das ist so, wie wenn man bei Fast Food arbeitet: Zu langsamen Zeiten darf man sich nicht zurueckziehen und ein Buch lesen meinetwegen, nein, man muss mit dem Lappen zum zehntausendsten Mal ueber den gleichen Fleck wischen, nur damit man beschaeftigt aussieht. Heutiges Aeqivalent: Muss Papiere herumschieben, und mir Zeit lassen, sie zu bearbeiten, denn God forbid ich bin fertig, und gehe eine Minute ins Netz. Damit kann man leben wenn man 18 ist, oder 25, aber mit 50 ist das nur noch menschenunwuerdig.

Vor ein paar Jahren liebte ich meinen Job, er war gerade richtig, ich hatte die richtige Ausgewogenheit zwischen Menschenkontakt und meiner Ruhe. Ich hatte INNERHALB MEINES ARBEITSBEREICHES volle Selbstbestimmung. Frau Z. hat mich zwar schon immer genervt, aber sie war nicht so schlimm wie heute. Das war zu der Zeit, als ich u. a. wie wild in dem Weltreiseblog geschrieben ("aufgemischt" nannten es meine Anti-Fans) habe. Da konnte ich meine Persoenlichkeit ausleben. Da war ich selbstbewusst. Da guckte mir keiner ueber die Schulter. Jetzt bin ich nur noch ein elendiger Wurm, ein Schatten meines frueheren Selbsts. Ich muss mich Leuten gegenueber beugen und biegen, die keine Ahnung von mir haben, meine stimme verhallt ungehoert.

Nachtrag: Jetzt geht auch die ganze Scheisse mit dem Haus wieder los (nicht, dass da die meisten hier wissen, worum es geht, ist mir im Moment egal), und ich muss bibbern und beben und abwarten und HOchspannung vor Treffen, und dann fizzelt alles aus, und keine Flucht *suchdirdocheinfachwasanderesdafindestdudochwiederwasdashierhastdujaauchgefunden* geht nicht, gibt es nicht. In jedem Lebensbereich werde ich mit der Nase auf meine Machtlosigkeit gestossen, und werde von Schafen zurueckgehalten. Nur passiv aushalten, tue ich diesertage. Leben tue ich schon lange nicht mehr. Flucht gibt es keine. Alles selbst verbaut,

3 comments:

  1. das hört sich vertrackt und ziemlich besch... an.
    Hab leider kein Patentrezept für sowas, gibts das überhaupt?
    "Gute" Ratschläge kann man sich sparen, denn bei jedem sind die Umstände anders und jede Person ist auch anders. Also helfen auch keine Vergleiche mit Erfahrungen anderer.
    Ich hoffe einfach nur, dass Du erhobenen Hauptes da wieder rauskommst!
    LG
    Mel

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  2. Ja, die Frage stellt sich mir auch. Was ist mit dir geschehen, dass sich das so entwickelt hat? Ich wünsch dir auch, dass du da wieder raus kommst.

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  3. Danke, ihr zwei.
    Was ich mich im Moment frage, ist, warum ich heute morgen nicht das einzig Logische, das einzig Sinnmachende bei solcher vollkommenen Klarsicht gemacht habe, und auf die Bahngleise gegangen bin. Und stattdessen wieder brav in den Laden gedackelt bin, um meine Seele noch ein bischen mehr zertreten zu lassen, und morgen abend auch wieder brav zu einem weiteren unproduktiven Mietertreffen dackeln werde, wo doch keiner auf mich hoert, und ich doch nichts machen kann. Ja, warum. Wahrscheinlich geht's mir noch nicht dreckig genug, ist der Leidensdruck noch nicht hoch genug. Schwer zu glauben, aber das muss es sein.

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