Schreibtischheldin speit Feuer. Jetzt mit Regenmotiv. Denn das Leben ist ein Traenenmeer. Mein Lebensmotto: ALSO DEN GANZEN TAG AM SCHREIBTISCH SITZEN, DAS KOENNTE ICH NICHT. DAFUER BIN ICH EIN VIEL ZU SENSIBLES, KREATIVES PFLAENZCHEN. DA WUERDE ICH EINGEHEN.
Friday, December 11, 2009
Gasteintrag: Miriam Covi
Petrus zeigte sich von seiner besten Seite, als mein Freund Marco Loritz und ich am 30. Mai 2009 endlich geheiratet haben. Dieser sonnenfunkelnde Tag war etwas ganz Besonders. Wo die Hochzeit stattfand, weiss ich allerdings nicht mehr so genau. Hochzeit durch das Sektglas betrachtet kann ein etwas anstrenges Unterfangen sein. Selbst ohne kaputte Schirme, welche dann in den naheliegenden, froehlich aufgereihten Muelleimern stecken wuerden. Ueber die schirmlosen deutschen Muelleimer habe ich sehr gestaunt, war aber auch recht dankbar fuer Selbige. Denn als ich mich schliesslich uebergeben musste, stand stets ein schirmloser Muelleimer bereit.
Heute leben Marco und ich in Berlin: Langhansstr. 93, 13086 Berlin
Telefon: 030 - 92 04 76 0. Als Frau Loritz musste ich mich erst an die neue Umgebung gewoehnen, denn die Langhansstrasse kannte ich bisher noch gar nicht!
Obwohl Berlin eindeutig ruhiger ist, kommt es fuer mich nicht an New York heran. Schirme und Schuhe kann man in Berlin zwar auch bekommen. In Berlin gibt es sogar Halbschuhe zu finden. Allerdings weniger aufzufinden sind die farbenfrohen Gummistiefel, welche in New York stets rund um den bunten, farbenfrohen, froehlich blinkenden Kalender zu ergattern sind. Ebenso wenig zu finden sind die lustig aufgereihten Flip-Flops in all ihren froehlichen, bunten Farben des Regenbogens. Diese findet man in Berlin leider nicht. Die Berliner sind da wohl etwas anspruchsloser, als die New Yorker.
Was fuer Schuhe ich zur Hochzeit trug, weiss ich nicht mehr. Die habe ich naemlich nach zwei oder drei Flaschen Sekt irgendwo verloren. Als ich ploetzlich barfuss war, habe ich nicht lange gefackelt, sondern mir eine weitere Flasche Sekt geholt. Das hat mehr Spass gemacht, als die Muelleimer abzuklappern, um festzustellen, wo meine Hochzeitsschuhe moeglicherweise stecken koennten.
Mein Hochzeitskleid habe ich aus der Wurstfabrik bestellt. Dort hatte man ueberraschenderweise noch eine Pelle in meiner Groesse uebrig! Was habe ich da gestaunt! Ja, ich habe ein bischen zugenommen. Steht mir aber gut! "Besser zu viel, als zu wenig" hat meine neue Schwiegermama gesagt. In dem Moment habe ich mich nach den Schirmverkaeufern von New York gesehnt, denn die Schwiegermama spuckt immer so neckisch beim Sprechen.
Zur Trauung hat meine Mama aus ihrem neuesten Werk aus der "Olli Hoppel" Reihe vorgelesen. Sie hat naemlich zum Anlass zusammen mit meinem Papa mir zu Ehren ein neues Buch herausgebracht: "Olli Hoppel macht Hochzeit - betrunken, mit Schinkenarmen und Fettringen am Hals"! Das fand ich sehr passend, denn Ostern lag ja noch nicht so weit zurueck.
Der Papa hat an diesem wunderschoenen Tag immer gesagt: "Gut gemacht, Seemannstochter!" Ja, ich war angenommen, angekommen. Und schwamm seemannstochergerecht auf einem Meer. Einem Meer von Sekt zwar, aber immerhin handelte es sich um ein froehlich platscherndes Meer. An Naesse bin ich gewoehnt. Regnete es etwa? Oder war es nur der Alkohol? Nein, ich glaube, es war der Alkohol. Geregnet hat es mir naemlich noch nie direkt in den Mund. Selbst in New York nicht. Da haette ich ganz schoen gestaunt, und gewiss einen Blogeintrag darueber verfasst. In New York war ich sowiese gar nicht mehr aus dem Staunen herausgekommen. Ach ja. Bunt bluehende, lustig funkelnde Erinnerungen...
Papa liebt Marco. Marco hat mir damals durch Papa die Stelle auf der deutschen Botschaft in New York ermoeglicht. Marco war zu der Zeit mein Chef, einer der "Kollegen", mit denen ich in New York stets auf Entdeckungsreise ging. Irgendwann hat er sich in mich verliebt, auch wenn er es jetzt vielleicht schon bereut. Denn das war "Miriam durch die nerdige Brille betrachtet". Dass er etwas leidgeprueft durch die Brille guckt, liegt moeglicherweise daran, dass er noch nicht vollkommen alkoholisiert war an diesem unseren wunderschoenen, kunterbunt fukelnden Hochzeigstag. Oder vielleicht liegt die vorliegende Erblindung lediglich an der bluehenden Fruehjahrspracht des deutschen Monats Mai.
Natürlich kommt die sicherlich einmalige Partystimmung nicht richtig rüber, wenn man sie durch das Sektglas betrachtet. Hauptsache, ich war nass. Meine froehlich funkelnde Leber brauchte einen Schirm, der Rest von mir weniger. Auch mit taubenartiger Figur und alkohol-verdrehten Augen war ich in recht froehlicher Stimmung an diesem sonnenbestrahltenm besonderen Tag.
Trotz alldem, sind wir sind gut in die Ehe gekommen. Auch ohne Feuerwerk und trotz großer Party. Irgendwie tat es gut, einen ganz unspektakulaeren Auftakt zu einer Ehe zu feiern, die hoffentlich sowohl ruhige als auch spektakulaere Momente für uns bereit haelt. Vielleicht verbringe ich ja die naechste Eheschliessung am Times Square. Falls ich mich nochmal dorthin traue. Dort wurde gestern naemlich einer erschossen. Als ich das hoerte, war ich sehr erstaunt. Da habe ich vor lauter Staunen fast das Sektglas fallen lassen. Was in so einer Metropole von extremen Gegenteilen alles vorkommt! In Berlin koennte man sich das gar nicht vorstellen!