Wednesday, February 24, 2010

"Weiterentwickeln" ist ueberbewertet!

Aus Gruenden, die ich selber nicht weiss (hat wohl was mit der Umraeumungsaktion von vor 2 Monaten zu tun) habe ich ein altes Tagebuch ausgekramt. Von vor der Zeit, als es Internet gab, geschweige denn Blogs. Eines ist sicher. Mit 18 (fast 19) war ich genauso kirre wie heute. Und auf die selbe Art und Weise. Hier schreibe ich mal Auszuege Wort fuer Wort ab.

21.6.78
Dear Diary,
Ich weiss selbst nicht so genau, warum ich wieder anfange, Tagebuch zu fuehren. Wahrscheinlich habe ich das unbewusst von S. uebernommen, wie so vieles in letzter Zeit. Aber ich glaube, es ist gerade fuer mich ganz gut, wenn ich ab und zu mal meine Gedanken aufschreibe. Gerade weil ich mich in letzter Zeit so hin-und hergerissen fuehle. Manchmal fuehle ich mich ganz oben und einige Zeit spaeter bin ich wieder voellig deprimiert. Dabei nimmt in letzter Zeit das letztgenannte Gefuehl immer mehr ueberhand. Es haengt vor allem damit zusammen, dass ich mir in letzter Zeit oft einbilde, bald sterben zu muessen, es nicht mehr lange zu machen. Nein, ich will jetzt nicht ausfuehrlicher darueber schreiben, wil ich merke, dass dadurch die Depressionen schon wieder kommen. Ich will mich auch spaeter nicht immer wieder daran erinnern muessen, wenn ich dieses Tagebuch mal wieder irgendwo auskrame.

Heute habe ich wieder mal 1 Punkt in Englisch gekriegt. Merkwuerdig, schlechte Noten belasten mich im Grunde ueberhaupt nicht mehr, obwohl sie mich frueher so ungluecklich wie sonst was gemacht haben. Heute weiss ich erst, was gluecklich und ungluecklich sein bedeutet. Ich bin oft ungluecklich, aber nur ueber ganz tiefgehende Sachen, schwer zu erklaeren, wie ich das meine. Denn mein Abschneiden in der Schule ist ja im Grunde auch eine Existensfrage. Nein, aber ich bin schon ganz tief im Innern gluecklich, wenn ich nur weiss: "Du bist gesund und darfst leben."


Okay, das war jetzt nur ein Auszug (habe noch mehr von der Sorte^^). Und die Analyse fand schon lange statt. Dennoch... WAS HAT SICH WIRKLICH FUER MICH VERAENDERT. NIX, NE?

(ausser, dass ich am selben Abend nicht mehr mit meiner besten Freundin zum 123654sten Mal "Grease" gucken gehe.... und darueber schwaerme, wie John Travolta gaaaaaanz genauso aussah, wie mein "Kollege" Jimmy bei McDonalds, auf den ich soooooo geil war..... aber auch darueber gibt es Eintraege.... Fortsetzung folgt. Ach ja, und heute wuerde ich 15 Punkte in Englisch kriegen nach 28 Jahren im Amiland - Frau Ackermann, you can me mal! :))

9 comments:

  1. *lach* genau das wollte ich zu Deinem Satz "WAS HAT SICH WIRKLICH FUER MICH VERAENDERT. NIX, NE?" auch schreiben, Dein Note in Englisch wird sich definitiv geändert haben :)

    LG
    Mel

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  2. Oh Mann, ich möchte mein eigenes Tagebuch von 1978 nicht mehr lesen (habs aber noch irgendwo in einem Karton). Ich mach grad ne Zeitreise... und passenderwesie lief grad im Radio Neil Diamond! Hab grad mal nach Musik von 1978 gekuckt: kenn ich alles! egal ob Supertramp, Genesis, 10CC oder Umberto Tozzi und Howard Carpendale. AAAAAH!!!!

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  3. gilt zwar nur für D, dennoch eine kleine Zeitreise http://www.nr1finder.de/

    An 1978 hab ich zwar Erinnerungen, auch musikalische - aber so ganz kann ich nicht mitreden ;)

    LG
    Mel

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  4. Au wei! Und die Alben zu "Grease" und "Saturday Night Fever" nicht vergessen.^^ Und von Barry Manilow will ich gar nicht erst anfangen. Ich glaube, der war damals schon eine Lachnummer.

    Uebrigens... wenn ich es mir jetzt so ueberlege.... mein Englisch kann gar nicht soooo schlecht gewesen sein. Jedenfalls nicht fuer den Alltagsgebrauch (fuer Analyse von irgendwelchen bloeden Gedichten vielleicht schon), denn da hatte ich schon angefangen, Amis zu daten (waren viele in meiner Stadt stationiert), schrieb mein Tagebuch teilweise auf Englisch, (oh Gott, das heute zu lesen kann ich mir kaum antun), und hatte einen Teilzeit-Job bei McDonalds mit einem amerikanischen Chef und vielen amerikanischen Kollegen. Ach, dieser Chef, Hilfe, was haben wir uns ueber den lustig gemacht! Das war so ein cholerischer alter Knacker (durch die Kueche stapfend "Hey, hey, HEEEEEY!!" wenn irgendwas nicht nach seinem Sinn lief, Menno, was war dieses "heyheyHEY!!" ein Running Gag in dem Laden), und der immer aus einem Gemisch aus Deutsch und Englisch herumlaberte ("Oregon - das ist meine Staat, wo ich geboren bin". "...and make sure the Damentoilette is clean!" "Nun rufen Sie an Herr Engelmann - fumf acht fumf neun noll"). Hilfe, ich bemach mich gleich am fruehen Morgen.^^

    Aber was die Schule anging, hatte ich einfach dicht gemacht. Schon lange. In allen Faechern. Weil ich gar nicht mehr in der Schule sein wollte, aber von Vattern gezwungen wurde. Und als ich endlich volljaehrig war, hatte ich keine so dolle Angst mehr vor meinem Vater. Das war der wirkliche Grund, warum mir schlechte Noten nicht mehr so viel ausmachten. Nur hatte ich das damals noch nicht geblickt. Auch den Beginn meiner Hypochondie kann ich inzwischen auf ganz bestimmte Gruende zurueckfuehren, die ich ebenfalls nicht blickte bis viele Jahre spaeter.

    Ach ja, Noten? Ich bin dann natuerlich auch beim Abi elegant durchgerasselt. Mensch, waren das Dramen. Klofrau bin ich aber trotz aller Unkungen nicht geworden^^, das Leben geht weiter. Nur konnten meine dramatischen Verwandten das so nicht sehen, und hatten mir viele ihrer Aengste vermittelt... von allem ging die Welt unter, oh Gott.

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  5. Bei McDo hab ich mal ein Wochenende zur Probe gearbeitet auf einer Air Base Station und musste, weil ich so nett und blond war verkaufen, obwohl ich lieber in der Küche rumgeschlittert wäre (es war so glatt!)und ich hab all diese nuscheligen Amis nicht verstanden, "frnschfrys" ohGott, da war ein riesiger Schwarzer, sah aus wie ein RugbySpieler, der 1001 Sachen bestellte und am Ende was sagte, was ich ums Verrecken nicht verstand, ich musste x-mal nachfragen und dann war es "...and you". Mann, war mir das peinlich. Und die Managerin in ihrem nach Fritten riechenden Kostümchen fragte allen Ernstes "Wie gefallen Ihnen unsere Pakistanis?" (die alle in der Küche arbeiteten. Ich hab da dann nicht weiter gearbeitet... sondern in einem Schuhgeschäft Riemchen zugeschnürt. Mann, waren das Zeiten.
    Ach hsm, ich würd dich gern mal kennenlernen...

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  6. Ach ja... an die Kasse haette mich mein Vater nie gelassen. Da hat er mir solche Angst eingejagt: Dann stimmt mal das Geld nicht, ich werde des Diebstahls beschuldigt, Zukunft im Eimer bla bla bla. So war der bei allem. Immer seine eigenen Gefuehle und Aengste auf mich projeziert. Ich wundere mich, dass ich mich ueberhaupt noch was im Leben getraut habe.

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  7. Lange nicht so herzlich gelacht (über Eintrag und Kommentare). Danke, hsm! Dein (ex-)Chef ist ja die Kanone. You made my day, wie man so schön sagt.
    Neue Leserin

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  8. Ach ja - zu dem cholerischen McDonalds Chef ist mir noch was eingefallen: Der war urspruenglich mal Zahnarzt bei der Air Force gewesen. Die Air Force hatte ihn elegant entsorgt, weil ihm ein Kind auf den Finger biss (schmeckts?), und er daraufhin dem Kind eine gewatscht hat. Dann ist er irgendwie bei McDoof gelandet. Ein Bilderbuch-Karriereabstieg, non?^^

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