Der este Satz hier war eigentlich ein Anhaengsel an ein anderes Posting, aber das Thema hat fuer mich einen eigenen Eintrag verdient (obwohl ich es nicht zum ersten mal anspreche). Im Ursprungsposting wuerde es zu weit vom Thema wegfuehren.
Diese Mode, die sich meine Generation gerade im Begriff ist, anzueignen - mach einen auf selbstbewusst, sei aktiv an jungen Leuten interessiert, sei lebensfroh, tu noch ein paar bunte Armreifen dazu, und keiner wird merken, dass du eine verschrumpelte alte Pflaume bist - diese Mode werde ich ganz bewusst boykottieren! Ich glaube immer noch daran, dass "jung wirken" zu 90% am Auesseren liegt, und dass der ganze Schrott mit der "inneren Einstellung" ein Haufen esoterischer Bockmist ist, der ausser Therapeuten und Selbsthilfe Autoren niemanden bereichert!
Ich sehe sehr viele solcher Damen, die brav die gaengigen Ratschlaege beherzigen. Die meisten sind so Mitte-Ende 50, auch Anfang 60, aber auch in meinem Alter (Anfang 50 u. darunter) gibt es schon recht viele eifrige Anfaenger. Aus irgendeinem Grund scheinen Gebildetere/Akademikertypen am meisten betroffen von dem Phaenomen, aber das ist mein subjektiver Eindruck. Die Rollenspielerei nervt. Denken die tatsaechlich, ihnen wird die Nummer abgenommen? Die Nummer von der lebensbejahenden Verrunzelten, die aber "ganz jung wirkt", weil sie naemlich die Schulterblaetter zusammenkneift (nach dem Motto Brust raus Bauch rein), neugierig-bleibend einen Japanischkurs macht (natuerlich wird sie hinterher auch das Land besuchen, und zwar allein!), und die Thekenhilfe im Deli strahlend anlaechelt?
Ich glaube nicht, dass der Trend auf die Dauer anhalten wird. Wenn die Wirtschaft wieder aufschwingt, wird er dahinsiechen. Dieser Naturlook, mit anstudierter "Persoenlichkeit" als einziger Jungmacher wird wieder verschwinden. Der ist im Moment nur deshalb so populaer, weil er eine billige Art ist, sich als ausstrahlungsvolle "Aelterwerdende" darzustellen. Dieses zur-Schau-gestellte "dazu Stehen" ist nichts anderes, als eine verzweifelte Flucht nach vorne. ("Mach dir nix draus, dass du dir kein Liften und Faerben leisten kannst, dein Look ist voll im Trend!") Das Ganze dann noch von Promis und Medien unterstuetzt, und voila! Anstudierte "Lebensfreude" ist das neue Face-Lifting!
Man kann sich vor solchen Kreaturen gar nicht mehr retten. Jeden Tag kriechen mehr aus den Ritzen, vermehren sich wie die Karnickel. Schauderhaft. Dieses gewollt "Selbstbewusste", von dem sie sich einbilden, es wuerde sie juenger erscheinen lassen, begegnet einem an jeder Ecke. Auf einmal haben alle weiblichen Baby-Boomer die selbe Persoenlichkeit! Haben sich mit Gewalt und Pruegel die selbstbewusste Gelassenheit (oder ist es gelassenes Selbstbewusstsein?) anerzogen. Luegen sich selber in die Tasche. Wenn man vorher sein Leben lang grantig und unselbstbewusst gewesen ist (*meld*), dann kommt man eher als geisteskrank rueber, wenn man auf einmal menschenfreundlich und ausstrahlungskraeftig wird unter den (absichtlich) grauen Haaren. Denn normalerweise aendert sich die angeborene Grundpersoenlichkeit nicht. Die Eigenschaften, mit denen wir geboren sind, koennen ein Leben lang latent liegen. Es kommt darauf an, ob Umstaende sie zur Oberflaeche bringen, oder nicht. Falls also z. B. ich latent irgendeine positive Einstellung zum Leben haben sollte, muesste tatsaechlich etwas Grundsaetzliches und Anhaltendes passieren, um diese aus mir herauszukitzeln. Die kommt naemlich nicht einfach so von selber, nur weil mir die Frauenzeitschriften erzaehlen, dass das jetzt in meinem Alter angesagt ist, und weil Jamie Lee Curtis es mir vorspielt (nebenbei an alle, die so begeistert von der sind - nie vergessen, die Dame ist PROFESSIONELLE SCHAUSPIELERIN, und SPIELT EINE ROLLE, und wir liegen ihr zu Fuessen und ahmen ihr Aussehen und ihre "Lebenseinstellung" nach, nicht zu fassen).
Bis diese Mode von der "Ausstrahlung" und dem "zum Aelterwerden stehen" vorueberzieht (und das wird sie), bleibe ich mir selber treu: Ich sorge ganz un-p.c. dafuer, dass ich so jung wie moeglich aussehe (falls noetig mit Botox fuer die Labialfalten, hatte schon eine Beratung). Ich mache einen weiten Bogen um uebergrossen Billigschmuck und um "ein bisschen Farbe" in meinen Klamotten (wenn ich schon mit 30 meinen Stil als "fast ausschliesslich schwarz" gefunden habe, warum soll ich das jetzt aendern, wenn es noch zu mir passt??). Und einen noch weiteren Bogen mache ich um Artikel mit Titeln wie 'Lebensfreude kann man ueben - in jedem Alter'. Und um Schulen jeder Art mache ich einen Bogen so weit, dass ich fast ins Weltall abhebe, denn "Lernen" war mir schon als Kind ein Greuel! Warum soll ich also jetzt auf einmal anfangen, mich fuer irgendwelche Dinge zu interessieren, die mir schon mein Leben lang am Arsch vorbeigehen?! (Huch! DAS Tabu schlechthin fuer die aufgeschlossen bleibende Frau in den besten Jahren! Aber ich bin halt grundsaetzlich FAUL, und habe kein Beduerfnis, mir das freiwillig anzutun.) Das (in Wirklichkeit recht geringe) Risiko von Alzheimer u. Co., weil ich nicht "neugierig" genug bin, nehme ich gerne in Kauf. Und... Wenn meine Haare grau werden, werde ich mir wieder meine Naturfarbe zulegen - notgedrungen kuenstlich dann halt. Und vor allem: Ich werde meiner grantigen Persoenlichkeit treu bleiben, und nicht der Tyrannie "Ploetzlich Lebensfreude, egal zu welchem Preis" nachgeben. Das waere mir zu stressig. Zusammenfassend zeige ich dem hochgelobten Trend "Jung ist kein Look, sondern eine Lebenseinstellung!", den Stinkefinger.
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