Also da unten (zwei Eintraege runter) habe ich alles nur grob zusammengefasst. Was ich ausgelassen habe, war, dass die zuerst kein Bett in der neurologischen Abteilung hatten. Erst nach 2 Tagen wurde eins frei. Aber wenn sie mich nun mal eingeliefert hatten, mussten sie ja irgendwo hin mit mir, nicht wahr.
Am fruehen Montag Morgen, im Morgengrauen (so gegen 5), nachdem sie all diese Tests gemacht hatten durch die Nacht, mussten sie mich also irgendwo hinlegen, zumindest bis zum MRT am spaeteren Montag Morgen. Da gab es noch mal langes Gewarte, aufgebahrtes Herumliegen in Gaengen, Telefongespraeche, Hin-und Herrennerei des Personals (Schichtwechsel von der Nachtschicht zur Tagesschicht), Vertroestungen, dass sie mich bald - sehr bald - "hochbringen" werden, sobald sie ein Bett finden koennten. Ich war inzwischen so erledigt, dass mir alles egal war. Ich haette mich auch ins Klo gelegt, oder auf den Boden im Gang. Sohn war die ganze Zeit an meiner Seite, so umsorgend, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Er hatte wohl wirklich Angst um mich.
Dann hat man mich auf der Bahre (es fehlte nur noch die weisse Rose an meinen Pfoten - ha) in den Aufzug geschafft, und mir gesagt, es ginge jetzt erst mal in den 10. Stock. Whatever. Im 10. Stock schob man mich aus dem Aufzug, und einen langen Gang entlang. Was mir auffiel, obwohl ich nicht richtig sehen konnte (inzwischen hatten die mir das rechte Auge irgendwie abgedeckt, damit es sich wieder erholen konnte, und mit dem linken alleine ging es einigermassen mit dem Sehen), war, dass ueberall an den Waenden so komische rote Papierherzchen hingen. Ich dachte, die haben wohl noch nicht die Valentinstag-Dekos abgenommen, jetzt wirds aber langsam Zeit. Dass ich dazu noch im Stande war, unter den Umstaenden, war erschuetternd. Dass ich noch einigermassen was denken konnte.
Also, um es kurz zu machen, das waren keine Valentinstag Herzen, sondern Ganz-Jahres Herzen. Auf all denen stand irgendwas drauf. Es stellte sich heraus, dass die so auf die Schnelle und mitten in der Nacht das offenbar einzige freie Bett im ganzen Krankenhaus... auf der HERZSTATION gefunden hatten!
An dem Montag war ich dann zu bedeppert mit dem MRI und der durchwachten Nacht und dem ganzen Stress. Mir war alles egal.
Am Dienstag Morgen kam ich aber wieder langsam zu mir. Ich hatte ein Bett, eine Diagnose, Erleichterung, und auf einmal ... HUNGER und vor allem .... KOFFEINENTZUG.
Dann kam das Fruehstueckstablett. Es war darauf eine Banane, zwei trockene Scheiben Vollkorntoast, ein hartgekochtes Ei, und eine Tasse heisses Wasser mit einem loeslichen Paeckchen "Sanka" (koffeinfreier Kaffee) daneben. Als erstes wollte ich Kaffe. Ich eine Schwester freundlich gefragt, ob ich statt des Sanka Kaffees richtigen Kaffee haben kann. Die hat mich angeguckt, als ob ich sie um eine Linie Kokain gebeten haette: "NEIN. Gibt es hier nicht. DAS ist die Herzabteilung!" Ich: "Verstehe, aber ich bin kein Herzpatient. Die haben mich nur temporaer aus Platzmangel hier hingetan." Macht nix, wenn ich Kaffee wollte, muesste ich ihn mir von draussen bringen lassen. Hier gibt es keinen.
Resignation war inzwischen mein neuer Kumpel. Ich dachte, wenn Sohn bald kommt, kann er mir ja einen Kaffee holen. Dann hatte ich einen genialen Einfall. Ich hatte gesehen, dass es weiter den Gang runter so eine kleine Kueche gab. Dann hol ich mir doch ein paar Teebeutel und haenge sie in den koffeeinfreien Kaffee! Wird Scheisse schmecken, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Gesagt, getan. Halbblind, einseitig, und das Ding mit der Cortison Infusion neben mir schiebend, den Gang runter getorkelt in die Kueche. Da waren ganz viele Teebeutel. Ein Riesenberg von Teebeuteln. Lechz. Dann aber mal zu. Leider stellte sich bei naeherem einaeugigen Hingucken heraus, dass es sich ausschliesslich um KOFFEINFREIEN Tee handelte! Eine kurze, panische Wuehlaktion folgte. Nix. Koffeinfrei, koffeinfrei, koffeinfrei. (Hallo?! Na klar! HERZSTATION!! Koffeinfreie Zone!) *Schrille Horrorfilm-Musik einsetzte*
Ich... immer noch dankbar, dass ich keinen HIRNTUMOR hatte (und darum friedlicher gestimmt, als mein normales Naturell ist), wieder ins Krankenzimmer zueueckgeschlappt/getorkelt/das Cortison-Ding neben mir schiebend (um das laecherliche Bild zu vervollstaendigen - ich hatte auch so ein komisches Krankenhausnachthemd an, das hinten offen ist. Aber noch meine eigene Unterhose am Arsch. Immerhin). Na gut, dann werde ich erst mal was essen. Sohn wird mir ja nachher einen Kaffee bringen. Am Appetitlichsten sah mir noch das hartgekochte Ei aus. Haette aber auch an meiner Einaeugigkeit liegen koennen. Ich schaelte es trotzdem tapfer, und sah ein kleines Paeckchen Pfeffer daneben liegen. Die haben wohl das Salz vergessen. Entschuldigung, Schwester, gibt es hier auch Salz? "NEIN, auf der HERZSTATION gibt es kein Salz!" (Wo denke ich auch hin?) Aber ich bin doch gar kein Herzpatient, bin nur temporaer...." "Wenn sie's nicht wollen, koennen sie's ja zurueckgehen lassen."
Muss ich erwaehnen, dass es fuer das Toast auch keine Butter gab? Und die Milch "fettfrei" war? Ich trotzdem alles gegessen. Wer wusste, wann ich mal wieder richtiges Essen zu sehen bekommen wuerde in dem Laden. Obwohl ich mir zunehmend vorkam wie in einer auffallend schlechten B-Kommoedie.
Kurz darauf kam Sohn. Er sagte mir, dass er an der Ecke ein McDonalds entdeckt haette. Ob er mir was holen koennte. Rettung. "Dann hol mir doch bitte mal ein Egg McMuffin, Hashbrowns, und einen groooooooossen Becher Kaffee!" (Obwohl mich normalerweise McDonalds ja ankotzt, aber ich war echt langsam verhaermt!)
Nach kurzer Zeit kam Sohn mit einer riesigen McD Tuete mit Fruehstueck fuer uns zwei, und zwei Riesen Becher Kaffee zurueck. Ich glaube, das war das beste Mahl, das ich je gegessen habe. Ich habe ihm meine Leiden von selbigem Morgen erzaehlt. Bei mir im Zimmer lagen noch so zwei alte fette Schachteln (Herzpatienten), denen der Geruch des fettigen, salzigen Essens und des Kaffees um die Nase wehte. Wie so ein Nebel in einem Kartoon. Die bekamen ganz waesserige Augen. Das war mir in dem Moment ziemlich egal. Ich hatte mir ja nicht ausgesucht, mit Herzpatienten zusammengelegt zu werden. Wessen brilliannte Idee das gewesen war, derjenige fruehstueckte sicher auch gerade ausgiebig irgendwo. Schmeckt's?
Am spaeten Dienstag Abend wurde dann endlich ein Bett in der neurologischen Station frei. Dass die so ueberlaufen sind, hat sicher viel damit zu tun, dass es im Big Aeppel sehr viele Nervenkranke gibt. Grosser Schock, das. Aber auf der Neuro Abteilung gab es KAFFEE, und richtig gutes, sattmachendes Essen! God bless.
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