Wednesday, April 6, 2011

Wenn du einen Knueppel auf die Birne bekommst, schnitz dir einen Pinsel draus!

Gestern im Wartezimmer der MS Spezialistin waren ausser mir noch zwei Frauen. Gar nicht mal so alt beide, so 40-irgendwas schaetze ich. Die eine ging an einem Krueckstock, die andere war im Rollstuhl und hatte eine Pflegerin oder Krankenschwester oder so was dabei. Ich denke beklommen "Aha. Hier ist er, der Blick in deine Zukunft."

Als ob das nicht schlimm genug waere, entdecke ich an der Wand irgend so ein Bluemchengemaelde. Da hing ein Schild drunter mit irgendwelchem blabla, wie im Museum. Aus Langeweile ging ich mal gucken, und da stand sinngemaess drauf, dass dieses Bild von Frau Soundso gemalt wurde, die schon jahrelang an MS leidet bla bla bla, und durch ihr neu entdecktes Maltalent und ihre gnadenlos positive Lebenseinstellung ihr schweres Schicksal auf bewundernswerte Art meistert. Irgendwie musste ich auf einmal an mein letztes Statement in meinem Eintrag vom Samstag denken. Realsatire vom Feinsten.

5 comments:

  1. da bleibt nur noch zu sagen Ooommmmm und Namaste

    Mel

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  2. Na bitte DER Blog bzw. DAS Leben sind also schon vergeben :-) Du musst Deinen eigenen Weg weitergehen ...

    LG Karin

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  3. Naja. Ich denke, jeder muss das sein, was er ist. Wenn sich jemand in den grenzenlosen Optimismus stürzt, dann ist das eine "Art" mit einer solchen Diagnose umzugehen. Manche entdecken ja wirklich noch ganz andere Ziele, Wertigkeiten und Hobbies. Andere verbittern. Wieder andere ignorieren. Es gibt so viele Möglichkeiten mit schweren Situationen umzugehen, wie es Menschen gibt.

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  4. Hallo Leute, danke fuer eure Kommentare. (Auch der anonyme. Ich glaube, ich weiss, wer du bist, allerdings nicht, ob du deinen ueblichen Nick aus Versehen oder Absicht nicht daruntergesetzt hast. Wenn du lieber anonym bleiben willst, dann werde ich das respektieren. Differenzierte Kritik ist mir immer willkommen, Gemeinheiten wie die vom Big Aeppel vor ein paar Tagen, weniger.)

    Im Moment ist es noch zu frueh, um zu wissen, wie ich langfristig mit der Sache umgehen werde. Eine Ommmmmm-Bluemcheblog Tante^^ wird sicher nicht aus mir werden, genausowenig eine verbitterte alte Schachtel. Obwohl ich die ganze Palette der Gefuehle, inklusive dieser zwei Extreme, schon durchhabe. Wo ich permanent haengen bleiben werde, muss sich erst noch herausstellen.

    Ja, Karin, ich werde meinen Weg gehen. Ich gehe ihn, wenn ich auch noch nicht genau weiss, wo her hinfuehren wird. Ich gehe ihn, wenn auch etwas schleppend die letzten paar Tage. Stress im Saftladen hat mal wieder dieses laehmende Gefuehl im linken Bein ausgeloest, was mich manchmal an temporaere Verbitterung ran bringt, wenn ich wie eine 90-Jaehrige durch die Gegend schlurfe und mitbekomme, wie Menschen ihre zwei gesunden Beine fuer selbstverstaendlich hinnehmen, und dass ich vor nicht allzu langer Zeit auch mal so war. Dann habe ich wieder Momente von Dankbarkeit, wenn ich daran denke, dass meine ganzen Aengste, was da noch alles "zufaellig entdeckt" werden koennte, unbegruendet waren, und dass MS ja schliesslich nicht Krebs oder sonst was Toedliches ist. Und es ist irgendwie ein beruhigendes Gefuehl, dass ich mir keine Vorwuerfe machen muss. Dass ich die MS nicht haette verhindern koennen, sie nicht mit meiner Raucherei, oder unterlassener Vorsorge, oder weiss der Teufel was, verursacht habe, sondern sie eben in mir vorprogrammiert war. Dieses Wissen entspannt.

    Ja, und wenn ich jetzt schon mal beim Seelenstriptease bin - es gibt sogar einen versteckten positiven Aspekt. In letzter Zeit hatte ich mich ungeheuer unter Druck gesetzt, dass ich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters noch mal sehr bald irgendeinen Neuanfang machen muesse, neuer Job, andere Stadt, was weiss ich. Bevor es zu spaet ist, bevor mir was entgeht. Wie sehr, ist mir eigentlich erst im Nachhinein bewusst geworden. Obwohl ich grundlegende Veraenderung - trotz meines staendigen Gejammers - im Grunde gar nicht wollte und will. Jetzt weiss ich, dass das unter den jetzigen Umstaenden realistisch gar nicht mehr machbar waere, und dieses Wissen befreit. Die MS hat diesen selbstauferlegten Druck von mir genommen. Ich muss gar nichts machen, ausser so gut es geht mit dem umgehen, was ist. Und es koennte alles viel schlimmer sein. Ich habe gute Krankenversicherung, ein einigermassen gutes Zuhause, ein paar verlaessliche Leute in meinem Leben, ich verdiene nicht schlecht in einem fuer hierzulande recht sicheren Job, Saftladenaspekt hin oder her. Und keine toedlichen Krankheiten (obwohl mein innerer Hypochonder sich schon laut zu Wort meldet, dass da bestimmt irgendwann auf irgendeine Art noch was kommt weil ich es nicht besser verdient habe). Das ist mehr, als so Mancher hat.

    PS. Oh Gott, was fuer ein Kommentar. Ich habe ja gesagt, dass ich nicht mehr die Selbe bin. Auch wenn sie mal ab und zu noch durchblitzt^^.

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  5. Die wenigsten Dinge im Leben verlaufen nach Plan, deshalb sollte man versuchen, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen. Für mich liest es sich so als würdest du genau das tun. Und was dabei (mir zumindest) hilft, ist Galgenhumor.

    LG Karin

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