Ich habe immer angenommen, dass ein langes Leben ganz selbstverstaendlich etwas ist, was angestrebt werden soll. Aber so langsam bekomme ich Zweifel. So langsam wuensche ich mir, dass mich der liebe Gott erloest BEVOR bei mir die ersten Alterszipperlein eintreten, wann auch immer das ist. Vielleicht bekomme ich solche ja auch nie, ich habe ja gute Gene, und damit waere das Thema sowieso erledigt. Aber ich weiss, dass ich es nicht gelassen hinnehmen werden koenne, ploetzlich irgendwelchen Einschraenkungen gegenueberzustehen. Sagen wir mal, sich nicht mehr so bewegen zu koennen wie normal. Ein besseres Beispiel faellt mir im Moment nicht ein.
Mit Einschraenkungen kann ich nicht umgehen. Wenn etwas ploetzlich nicht mehr so flutscht, wie ich es gewoehnt bin, bekomme ich einen Wutanfall. Im Grunde finde ich das gut. Das zeugt davon, dass mein inneres Kind immer noch auch mein aeusseres Kind ist, und dass ich von der hochgelobten "Gelassenheit" weitest entfernt bin. Ich will was ich will und wie ich es will, und zwar JETZT!
Nein, mit dieser Einstellung wuerde ich keine gute mittelalterliche/alte Person hergeben! Und das ist auch gut so. Leute, die in Wuerde und Gelassenheit alles hinnehmen ("ich kann XY in meinem Alter halt nicht mehr so", und das von Leuten, die nicht etwa 90 sind, sondern IN MEINEM ALTER!)) sind mir suspekt. Kennen die keinen Frust ueber ploetzliche Ausbremsung? Oder ist der Frust nur so tief verborgen, dass sie selber nicht mehr wissen, dass sie diese Option ueberhaupt haben? Erst mal wuerde ich irgendwelche Zipperlein so lange es geht fuer mich behalten, sie nicht an die grosse Glocke haengen, sondern sie uebertuenschen.
Als meinem Opa gesagt wurde, dass er nicht mehr so essen kann, wie er will (scharf, gewuerzt, deftig), legte er sich innerhalb einer Woche hin und starb. Die Ankuendigung, dass er nicht mehr als vollwertiger Mensch mit Menschenwuerde leben koennte - damit kam er nicht zurecht. Mitte 60 und nur noch Gesundheitsfrass fuer die naechsten 30 Jahre???? Damit verlor er den Willen, zu leben. Denn er hatte seinen Stolz.
Und ich habe auch meinen Stolz. Ich weiss, dass uns nicht mehr aufgebuerdet wird im Leben, als wir ertragen koennen. Mein Opa haette mit seinem Stolz ein eingeschraenktes Leben nicht ertragen koennen. Darum wurde er von dieser Menschenunwuerdigkeit erloest. Und ich habe seine Gene. Ich bin genauso. Wenn bei mir mal irgendwann etwas nicht mehr so geht, wie es soll, dann weg mit mir, und hoffentlich sanft, denn ich bin ein Feigling, und privat im Bett oder so (wie mein Opa), denn oeffentliches Sterben ist ebenfalls nicht menschenwuerdig, der ultimative Kontrollverlust.
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